Collin ist ein Internationaler Meister!

Schach
Mittwoch, 10.04.2024 / 19:56 Uhr

David Lobzhanidze

Eine sehr erfreuliche Nachricht aus der spanischen Hafenstadt Alicante: Collin hat dort beim Internationalen Open Semana Santa, was die spanische Bezeichnung für die Karwoche ist, seine dritte und letzte IM Norm erspielt! Er ist als Nummer 64 gestartet und hat am Ende mit 7 aus 9 einen sehr guten 7. Platz belegt. Außerdem war er der beste deutsche Spieler im Turnier. Da Collin schon über 2400 ELO hatte, wird er voraussichtlich bei einer der nächsten Sitzungen der FIDE Titelkommission seinen hochverdienten IM Titel bekommen. Zu diesem Anlass habe ich ihm einige Fragen gestellt.

DL: Collin, mein herzlichster Glückwunsch zur tollen Leistung und IM Titel! Wie fühlst du dich?

CC: Ich bin natürlich sehr froh, ein starkes Turnier gespielt zu haben. Vor allem empfinde ich Erleichterung, dass es mit der dritten Norm geklappt hat. Darauf habe ich lange hingearbeitet, und auch wenn ich noch Großmeister werden möchte, ist der IM Titel ein großes Ziel gewesen. Dass ich nun alle Voraussetzungen erfüllt habe, motiviert mich zusätzlich. 

- Warum Alicante? Nach welchen Kriterien hast du das Turnier ausgesucht?

Da mir noch eine Norm aus einem Schweizer System Turnier gefehlt hat, hatte ich bewusst nach Open Ausschau gehalten. Alicante war eins der Turniere, die ich auf der Liste hatte. 
Durch Zufall hatte der internationale Meister Robert Baskin mich gefragt, ob ich mit ihm auf Menorca spielen wolle. Das ging leider nicht, aber uns fiel dann auf, dass wir auch beide in Alicante spielen wollten, und so bot es sich an die Turnierteilnahme gemeinsam zu organisieren. 

- Erzähl uns von deinem Turnierverlauf. In der ersten Hälfte hast du wenige Titelträger als Gegner gehabt, ab der 6. Runde nur IM-s. Wann hast du das Gefühl bekommen, dass du die Norm machen kannst?

In den ersten 5 Runden, hatten 4 meiner Gegner ca. 2100. Aus diesen Partien holte ich 4 Punkte, auch wenn mein Spiel zu Beginn des Turniers noch etwas wacklig war. In der dritten Runde war es ein tolles Erlebnis, gegen den an 1 gesetzten Kirill Alekseenko spielen zu dürfen.

In dieser Partie opferte ich sogar einen Läufer für Angriff, aber die Kompensation reichte leider nicht aus. 

Ich war bis dahin also im Soll, brauchte aus den letzten 4 Runden aber noch 4 Titelträger. Es war zum Glück relativ wahrscheinlich, dass ich solche Gegner bei einer für die Norm nötigen Performance auch bekommen würde. Die sechste Runde endete Remis und nachdem ich die siebte Runde mit Schwarz gewinnen konnte, hatte ich meine Chancen auf eine Norm sehr gut eingeschätzt. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich, dass vielleicht sogar ein halber Punkt aus den letzten zwei Runden reichen würden, aber dafür war der Elo-Durchschnitt meiner Gegner 6 Elo Punkte zu niedrig. 

In Runde 8 nahm ich das Remisangebot meines Gegners im 8. Zug an, sodass mir in der letzten Runde ein Remis für die Norm sicher reichen würde. 

Ich stand aus der Eröffnung heraus besser und bot Remis, mit der Erwartung, dass mein Gegner annehmen würde. Er spielte jedoch weiter und schaffte es, seine Stellung langsam zu verbessern, sodass ich im Endspiel unter Druck kam. An einer Stelle übersah er dann aber, dass ich forciert Türme tauschen konnte, wonach ich mir sicher war, dass das Leichtfigurenendspiel ziemlich ausgeglichen ist. 

Er wollte allerdings weiterhin unbedingt gewinnen und so bot sich mir nach ein paar Ungenauigkeiten meines Gegners die Gelegenheit ohne Risiko auf Gewinn zu spielen. Er verteidigte dann zunächst gut und hatte die Möglichkeit meinen letzten Bauern abzutauschen. Dann wäre das Endspiel mit einem Läufer und zwei Bauern gegen Läufer und Springer Remis gewesen. Überraschenderweise tat er das aber nicht, wonach ich den Bauern behalten und die Mehrfigur verwerten konnte. 

- Du hast zwei sehr wichtige Partien mit Schwarz gewonnen, in den 7. und 9. Runden. Das erinnert mich an meine eigenen Normen. Das Buch von GM Adorjan "Black is OK" hat mich seinerzeit sehr inspiriert. Wie sind die beiden Siege zustande gekommen? 

Generell kann ich sagen, dass ich sehr gut vorbereitet war und in der Eröffnung in beiden Partien direkt ausgleichen konnte. Zwar stand ich in der siebten Runde auch mal schlechter aber ich glaube in beiden Partien war ein entscheidender Faktor, dass meine Gegner zu sehr gewinnen wollten und meine Ideen unterschätzten oder zu wenig nach ihnen gesucht haben. Das kann natürlich auch etwas mit der Farbverteilung zu tun haben. 

- In der letzten Runde hätte dir auch ein Remis gereicht. Wir haben ja an dem Abend kurz kommuniziert. Mein Eindruck war, dass du nicht nervös und sehr gut konzentriert warst. Wie bist du mit dem Druck klargekommen? Hast du in der Nacht gut geschlafen?

Konzentriert war ich auf jeden Fall und in der Nacht vor der finalen Partie konnte ich auch gut schlafen. Nervös war ich schon, aber nicht wirklich nervöser als bei anderen Partien. Nur als ich auf dem Brett zwischenzeitlich unter Druck war, hatte ich etwas Angst, die Norm noch zu verspielen und bekam kurz etwas Panik. Zum Glück habe ich es aber geschafft mich zu sammeln und mich darauf zu konzentrieren, wie ich wieder ausgleichen kann, was mir dann auch gelang. Den Fokus zu behalten ist denke ich sehr wichtig. 

- Hast du früher schon mal in Spanien gespielt?

Nein, das war mein erstes Turnier in Spanien. Das Land kannte ich schon ein wenig aus früheren Urlauben auf Mallorca. Ich fand es schön, nochmal weitere Eindrücke von Spanien zu sammeln. 

- Hast du Zeit gehabt, die Stadt und Umgebung zu besichtigen? Wie sind deine Eindrücke von Alicante?

Robert und ich hatten den ganzen Tag vor Turnierbeginn Zeit, um die Stadt zu besichtigen. Wir sind durch die Altstadt geschlendert, die wirklich nett anzusehen ist und sind, nachdem wir am Strand waren, ganz zufällig auf einer Burger Messe gelandet. Dort haben wir uns dann die Bäuche vollgeschlagen. Es gab für mich als Vegetarier glücklicherweise auch sehr gute vegetarische Burger. 

Während des Turniers hatten wir leider keine Zeit weitere Teile der Stadt zu besichtigen, aber uns gefielen die Eindrücke, die wir von der kulinarische Seite Alicantes - für uns hieß das besonders Burger und Pizza - sammelten. 

Nach dem Turnier verbrachte ich noch weitere Tage in Alicante und nutze die Zeit auch um nochmal weitere Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Mir gefiel die Stadt sehr gut. Ich kann sie auch zum Urlaub machen empfehlen.

- Nach der Norm ist vor der Norm, bald sind die GM-Normen dran.

Das hoffe ich ;) mal schauen, ob mir vielleicht in diesem Jahr noch eine GM Norm gelingt. 

- Möchtest du noch etwas sagen?

Danke fürs Lesen! Weiter unten findet ihr noch die von mir kommentierten Partien aus der 7. und 9. Runde. 

- Vielen Dank für das Interview!

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